Induktionsspule im Hörgerät

Induktionsspule im Hörgerät

Ein Hörgerät oder ein Cochlea-Implantat (CI) sind eine große Hilfe für Menschen mit einer Hörminderung. Sie verhelfen in schwierigen Hörsituationen zu einem besseren Sprachverstehen und ermöglichen dadurch, weiterhin aktiv am Leben teilzunehmen. Voll-digitale Hörgeräte und CIs sind mit Funktionen ausgestattet, die Störgeräusche herausfiltern und dadurch ein angenehmeres Hörerlebnis bereiten.

Dennoch kann es beispielsweise bei Lautsprecheranlagen im öffentlichen Raum immer mal wieder zu Verständnisschwierigkeiten kommen. Abhilfe schafft eine nebengeräusch- und hallarme Schallübertragung zum Ohr bzw. Hörgerät durch eine T-Spule (auch Induktionsspule). Im Folgenden erfahren Sie mehr zum Thema Induktionsspule.

Inhaltsverzeichnis
  • Was sind induktive Höranlagen?
  • Wie wird die T-Spule verwendet?
  • Wie wird durch induktive Höranlagen und T-Spule die soziale Teilhabe gefördert?
  • Interview: Nützliches Wissen zur Induktionsspule

Was sind induktive Höranlagen?

Induktive Höranlagen

Eine induktive Höranlage überträgt Sprach- und Musiksignale drahtlos direkt zu den Hörgeräten oder Cochlea Implantaten. Die Ringschleife einer induktive Höranlage erzeugt ein elektromagnetisches Feld, welches von der T-Spule im Hörgerät oder CI empfangen wird.

Dieses System ist zum Beispiel Bestandteil moderner Beschallungsanlagen mit Mikrofonen, Mischpult, Verstärker, oder Lautsprecher. Vom Mischpult aus wird das fertig aufbereitete Sprach- und Musik-Signal abgezweigt und einem speziellen Verstärker zugeführt. In diesem Fall ist allerdings kein Lautsprecher, sondern das so genannte Ringschleifenkabel angeschlossen, welches den Zuhörerbereich umschließt. Alle Personen innerhalb der Ringschleife können mit ihren Hörgeräten oder CI dann die Tonsignale empfangen. Eine Übersicht, wo sich in Ihrer Nähe induktive Höranlagen befinden, finden Sie auf der Seite des Deutschen Schwerhörigenbundes

Wie wird die T-Spule verwendet?

Induktionsspule hörgeräte

Eine T-Spule ist in sehr vielen Hörgeräten und allen Cochlea-Implantaten eingebaut. Sie kann mittels Kippschalter oder mit der Programmwahltaste eingeschaltet werden. Im Anschluss ist das Sprachsignal so deutlich zu hören, wie es vom Mikrofon vor dem Sprechermund aufgenommen wurde. Sollte das Signal nicht verstanden werden, ist es ratsam einen Hörgeräteakustiker zur Überprüfung aufzusuchen.

Wie wird durch induktive Höranlagen und T-Spule die soziale Teilhabe gefördert?

Die induktive Sprachübertragung mittels T-Spule ist nach wie vor die einzige hersteller-übergreifende drahtlose Übertragungstechnik für Hörgeräte und Cochlea-Implantate. Daher ist sie wichtig für die soziale Teilhabe von Menschen mit Hörverlust im öffentlichen Raum. Die T-Spule nimmt durch die geringe Größe nur wenig Platz in einem Hörgerät ein. Sogar in Im-Ohr-Geräte kann man sie einbauen. Durch eine integrierte T-Spule im Hörgerät/CI kann in Kombination mit induktiven Höranlagen das Entstehen von Kommunikationsbarrieren verhindert werden.

 

Veranstaltungen wie Konzerte, Theater oder auch Kinobesuche werden wieder vollständig akustisch wahrnehmbar gemacht. Sogar an Kassen im Theater und Supermarkt, an Service-Points der Bahn und von Flughäfen sind solche Anlagen installiert . Ärgerliche Störfaktoren, wie eine schlechte Raumakustik, laute Störgeräusche oder eine weite Entfernung zum Ausgangssignal fallen dabei komplett weg. Deshalb sollte vor Veranstaltungen etc. stets nachgefragt werden, ob induktive Höranlagen vorhanden und eingeschaltet sind.

Interview: Nützliches Wissen zur Induktionsspule

vorsitzende vom schwerhörigenbund

Wir haben Anna Maria Koolwaay, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Schwerhörigenbundes (DSB), Landesverband Nordrhein-Westfalen, zum Thema befragt, die uns bereitwillig Rede und Antwort gestanden hat. Noch einmal vielen Dank an dieser Stelle dafür!

Kann das Signal einer induktiven Höranlage durch etwas gestört werden, so dass ich es nicht auf meinem Hörgerät empfangen kann?

Wie alle technischen Errungenschaften ist auch eine induktive Höranlage vor allem vom Nutzer abhängig. Die häufigsten Fragen dazu haben wir in unserer Anleitung zu induktiven Höranlagen zusammengefasst.

In Großbritannien und skandinavischen Ländern soll der Ausbau von induktiven Höranlagen wesentlich weiter fortgeschritten sein als in Deutschland. Woran liegt das?

In Großbritannien gibt es den weltweit bekanntesten Hersteller von Konstantstrom-Verstärkern, in Schweden zwei weitere große. Hieran kann man bereits erkennen, dass in diesen Ländern offensichtlich ein Markt für diese Geräte herrscht, den wir in Deutschland bislang nicht haben. Bei uns gibt es keinen einzigen Hersteller.

In Großbritannien und Skandinavien wird mit körperlichen Einschränkungen ganz anders umgegangen als in der Bundesrepublik. Erst seit der Fertigstellung der überarbeiteten Norm zum barrierefreien Bauen, („DIN 18040-1, Öffentlich zugängliche Gebäude“) gibt es Anforderungen an das Vorhandensein von Hörunterstützungs-Anlagen (induktiv, Funk oder Infrarot). Wir hinken der Entwicklung bislang also deutlich hinterher.

Was kann ich tun, wenn ein Veranstaltungsort nicht über eine induktive Höranlage verfügt? Wie kann ich mir in einer solchen Situation weiterhelfen?

Induktive Höranlagen sind nur eine von drei Möglichkeiten der Tonübertragung zum Hörgerät oder zum CI. Weitere sind Funk- oder Infrarot-Übertragungen. Deren Empfänger haben typischerweise Kopfhörer (man benutzt sie vielfach als Dolmetscheranlagen). Viele leichtgradig Schwerhörende können ihre Hörgeräte herausnehmen und stattdessen die Kopfhörer aufsetzen. Mittel- und hochgradig Schwerhörende sollten anstelle des Kopfhörers eine Induktions-Halsringschleife verwenden. Diese gibt es möglicherweise beim Veranstalter, besser ist aber, man hat seine eigene dabei.

Außenstehende wissen oftmals nicht, was eine induktive Höranlage ist und wie wichtig sie für Menschen mit Hörgerät sein kann. Liegt das an mangelndem Bewusstsein dafür in der Öffentlichkeit?

Niemand, der nicht selbst schwerhörig ist, kann sich vorstellen, dass eine Lautsprecheranlage für Schwerhörende keine Verbesserung bewirkt. Deshalb wird das oben genannte Klangbeispiel so gerne als Demonstration verwendet. Die dort vorgeführten Aufnahmen erfolgten mit einem alten Taschen-Hörgerät, an welches ein MP3-Player angeschlossen wurde.

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