patient leidet an lagerungsschwindel im alltag

Lagerungsschwindel – Ursachen, Symptome und Behandlung

Was ist Lagerungsschwindel?

Der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel (BPLS) ist ein Schwindelgefühl, das abhängig von einer Lageveränderung auftritt. Ursache dafür ist die Ablösung von Otolithen (Ohrensteine) von den Makulaorganen Utriculus und Sacculus, die ebenfalls zum Gleichgewichtsorgan gehörenden Bogengänge gelangen, wodurch es zu Schwindel kommt. Im Folgenden erhalten Sie Informationen zu Ursachen, Symptomen und Therapie.

Inhaltsverzeichnis
  • Lagerungsschwindel Symptome
  • Häufigkeit, Alter und Geschlecht von Betroffenen
  • Lagerungsschwindel Übungen
  • Verlauf und Komplikationen
  • Entstehung und Ursachen

Lagerungsschwindel Symptome

Das Wort „benigne“ bedeutet hierbei gutartig, während „paroxysmal“ für anfallsweise steht. Der Lagerungsschwindel gilt im Prinzip als harmlos, ist jedoch äußerst unangenehm für alle Betroffenen. Es kann auch von einem sogenannten Drehschwindel gesprochen werden, der in der Regel eintritt, sobald der Kopf in seiner Position rasch verändert wird. Dieser Drehschwindel wird oftmals als Karussell im Kopf (Karussellschwindel) bezeichnet. Er kann bei folgenden Situationen auftreten:

  • Beim Umdrehen im Bett
  • Beim Aufrichten aus einer Liegeposition
  • Bei schnellem Bücken
  • Beim Drehen auf die betroffene Seite

Häufigkeit, Alter und Geschlecht von Betroffenen

Vom gutartigen Lagerungsschwindel sind circa 2 von 100 Menschen betroffen. Der Schwindel tritt eher bei Menschen im gehobenen Alter auf. Somit kommt die Erkrankung am häufigsten zwischen dem 50. bis 60. Lebensjahr vor, während der Altersgipfel zwischen dem 60. Und 80. Lebensjahr liegt. Frauen sind dabei wesentlich häufiger als Männer betroffen. Ganz gleich, ob die Erkrankung behandelt wurde oder nicht, bei 30-50% der Betroffenen tritt der Schwindel erneut auf. Über spezielle Übungen vom HNO-Arzt kann sich der Betroffene auch zu Hause in Eigenverantwortung einer Behandlung unterziehen.

Lagerungsschwindel Übungen

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Ein benigner und paroxysmaler Schwindel kann nicht medikamentös behandelt werden, da dies nach aktuellem Wissensstand wirkungslos wäre. Stattdessen findet eine Behandlung mittels Lagerungsübungen statt. Sie dienen dazu, die abgelösten Teilchen zurück in die Otolithenorgane – Utriculus und Sacculus – zu führen. Von dem Lagerungsschwindel gibt es verschiedene Typen oder auch Formen. Die gängigsten sind hierbei die weiter vorne (anteriore) und die weiter hinten gelegenen (posteriore) Formen, wobei jeweils der vordere und hintere Bogengang gemeint ist. Mit den entsprechenden Übungen kann das Schwindelgefühl für gewöhnlich behoben werden. Beide Formen können mit dem Sémont- oder dem Epley-Manöver behandelt werden.

Sémont-Manöver

Bei diesem Manöver sitzt der Patient aufrecht vor dem Arzt, den Kopf um 45° gedreht, so dass die betroffene Seite zum Arzt zeigt. Dann wird der Patient abrupt seitwärts auf die betroffene Seite verlagert. Der Kopf bleibt dabei in der gleichen Lage. Dementsprechend liegt der Patient nun also seitlich mit Blick nach „oben“ auf der Liege. Die Verweildauer in dieser Position beträgt 2-3 Minuten, dann erfolgt eine Umlagerung des Patienten um 180° auf die andere Körperseite. Der Kopf wird hierbei in der gleichen Position gehalten, so dass der Patient nun in Richtung der Unterlage schaut. Danach wird der Patient langsam in die Ausgangslage zurück gebracht und 3 Minuten dort belassen.

Das Sémont Manöver in drei einfach Schritten erklärt:

  • Aufrechte Sitzposition (1)
  • Körper auf die Schulter kippen (2)
  • Rasche Wendung um 180° auf die andere Schulter; Manöver je nach Bedarf für das rechte oder linke Ohr anpassen (3)

Epley-Manöver

Dieses Manöver ist von Dr. John Epley im Jahr 1980 erfunden worden. Dabei sitzt der Patient aufrecht mit gestreckten Beinen vor dem Untersucher. Der Kopf ist 45° zur betroffenen Seite gedreht, der Untersucher blickt also auf das gesunde Ohr. Dann erfolgt eine rasche Lagerung in Rückenlage, wobei der Kopf den Rand der Untersuchungsliege überragen muss (Kopfhängelage). In dieser Lage muss der Patient verweilen, bis Schwindel und Nystagmus nachgelassen haben (mindestens 1 Minute). Sind die Symptome abgeklungen, dreht der Patient den Kopf um 90° zur gesunden Seite und verweilt erneut, bis die Symptome abgeklungen sind (ca. 1 Minute). Danach dreht sich der Patient auf die gesunde Seite, wobei der Kopf in der vorher eingenommenen Position verbleibt, auch hier verweilt er ca. 1 Minute. Der letzte Schritt ist auch bei diesem Manöver das Aufsetzen in die aufrechte Position. Um bei dem Manöver nach Epley eine durch Schwindelattacken hervorgerufene Übelkeit möglichst zu vermeiden, sollte der Patient die Augen dabei schließen.

Anleitung für das Epley-Manöver in 5 Schritten:

  • Aufrechte Sitzposition, Kopf 45° nach rechts drehen (1)
  • Liegende Position (2)
  • Kopf um 90° nach links drehen (3)
  • Ganzen Körper um 90° nach links drehen (4)
  • Aufrichten mit leicht zur linken Schulter gekippten Kopf; das Manöver für das linke Ohr mit spiegelverkehrter Richtung ausführen (5)

Verlauf und Komplikationen

Bei dem Lagerungsschwindel handelt es sich zwar um eine wenig angenehme Erkrankung, die aber für sich genommen ungefährlich ist. Oftmals geht sie auch ohne eine entsprechende Therapie wieder weg, es gibt allerdings auch Ausnahmen. So sind Fälle bekannt, bei denen es zu einem längeren Verlauf kam. Der Schwindel kann demnach für eine Dauer von wenigen Tagen über mehrere Wochen und Monate bis hin zu mehreren Jahren bestehen bleiben. Dies ist auch der Grund, warum ein zeitnaher Besuch beim HNO-Arzt dringend zu empfehlen ist. Auch wenn die Schwindelform häufig von selbst verschwindet, besteht die Gefahr über einen längeren Zeitraum mit den unangenehmen Symptomen konfrontiert zu sein.

Bei einem gutartigen und anfallsweise auftretenden Lagerungsschwindel kommen in der Regel auch Komplikationen vor, die den Alltag deutlich erschweren können. Insbesondere wenn die Schwindelattacken nicht durch eine Behandlung kuriert werden, müssen Betroffene lernen, mit den Symptomen umzugehen und zu leben. Das kann sehr belastend sein, beispielsweise wenn der Patient aufgrund des Schwindels aus dem Schlaf aufwacht. Die Erkrankung und die damit verbundenen Gleichgewichtsstörungen können zudem das Risiko zu stürzen erhöhen. Hält der Drehschwindel länger an, kann außerdem das allgemeine Verhalten und Befinden des Betroffenen negativ beeinflusst werden.

Kann es zu bleibenden Schäden kommen?

Der Lagerungsschwindel selbst gilt als ungefährlich. Er stellt aber durchaus eine Belastung dar. So kann es durch den Schwindel zu psychischen Folgen kommen. Außerdem ist durch die anfallsartigen Schwindelattacken die Gefahr zu stürzen gegeben. Dementsprechend sollten während eines bestehenden Lagerungsschwindels Tapezierarbeiten auf einer Leiter beispielsweise vermieden werden.

Entstehung und Ursachen

Generell ist der gutartige Lagerungsschwindel von einem Ablösen der Ohrensteine begleitet, die dann in die Bogengänge gelangen. Dadurch begeben sich diese an die neue tiefste Stelle. Die Flüssigkeit in den Bogengängen gerät in Bewegung, was zu einer Ablenkung der Cupula (Gallertkegel im hinteren Bogengang) führt. In der Folge kommt es zu einer Erregung des betroffenen Bogengangs. Warum sich die Otolithen ablösen, kann verschiedene Ursachen haben:

  • Entzündung des Gleichgewichtorgans im Innenohr
  • Vorangegangene Verkehrs- und Sportunfälle
  • Schädeltrauma oder Verletzungen am Kopf
  • Fortgeschrittenes Alter

Kommt es zu Störungen oder einem Ausfall des Gleichgewichtorgans, besteht die Möglichkeit, dass Rauminformationen fehlerhaft an das Gehirn weitergegeben werden. In der Folge kann dann der typische Drehschwindel entstehen. Die genaue Ursache für das Ablösen der Otolithen ist jedoch unbekannt.

Was ist ein Bogengang?

Ein Bogengang ist ein Teil des Gleichgewichtorgans im Innenohr. Dabei handelt es sich um ein kreisförmiges Röhrchen, das mit Flüssigkeit gefüllt ist und an dem sich kleine Härchen befinden, die mit Nervenzellen verbunden sind. Alle Bewegungen des Körpers führen dazu, dass die Flüssigkeit in den Bogengängen und dadurch auch die Härchen mitbewegt werden. Über die Nervenzellen wird der Bewegungsreiz an das Gehirn weitergeleitet.

Weitere Schwindelformen

Neben dem Lagerungsschwindel gibt es weitere Schwindelformen, die auf andere Ursachen zurückgehen. So entsteht die Meniérè-Krankheit durch einen Druck im Gleichgewichts- und Hörorgan. Dies wird in der Regel von Übelkeit, Schweißausbrüchen und Erbrechen begleitet. Betroffen ist immer nur ein Ohr, auf dem ein Tinnitus und ein Hörverlust auftreten können. Starke psychische Belastungen können außerdem einen Schwankschwindel auslösen. Bei einer Schädigung des Gehirns besteht zudem die Möglichkeit, dass ein zentraler Schwindel vorliegt, der in jedem Fall ärztlich untersucht werden sollte.

Lagerungsschwindel beim Kleinkind

Ein Lagerungsschwindel kommt bei Kindern eher selten vor. Zwar sind Schwindel und Probleme mit dem Gleichgewicht im Kindesalter keine Seltenheit, dies liegt aber oftmals in einer Migräne oder in anderen Leiden begründet. Das Ablösen von otokonischen Kristallen ist zwar auch schon bei Kindern nachweisbar, diese sind dadurch aber nicht zwangsläufig einem Schwindelgefühl ausgesetzt. Die Medizin weiß nicht genau, warum sich die Otolithen lösen. Es wird davon ausgegangen, dass sich das Risiko im steigenden Alter erhöht und dadurch die Wahrscheinlichkeit ab dem 35. Lebensjahr für einen gutartigen Lagerungsschwindel steigt.

Die Geschichte des Lagerungsschwindels

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Die erste Beschreibung des gutartigen Lagerungsschwindels geht auf den Otologen Róbert Bárány ca. im Jahr 1920 zurück. 1969 bekam die Ursachenforschung durch H.F. Schuknecht neue Impulse. Ihm fielen bei den Untersuchungen verstorbener Patienten mit Lagerungsschwindel Rückstände von Ohrkristallen auf der Cupula auf. Vier Jahre später wurde die Cupulolithiasis Theorie von einer schlüssigeren zur Ursache des Lagerungsschwindels durch Schuknecht und Ruby abgelöst. Trotzdem ist die Ursache weiterhin nicht vollständig geklärt, da trotz idealer Behandlung auch keine Genesung eintreten kann.

Was ist die Cupulolithiasis Theorie?

Die Theorie besagt, dass sich Ohrenkristalle auf dem das Cupulaorgan im hinteren Bogengang ablagern. Der Otolith bildet an dieser Stelle ein Übergewicht an Gravitationskräften aus, was zu dem Drehschwindel und den anderen bekannten Symptomen führt.

Was ist die Canalolithiasis Hypothese?

Nach dieser Hypothese wird der Schwindel vielmehr durch ein ausgelöstes Trauma oder durch degenerative Effekte verursacht. Kleine Teilchen der Otolithen lösen sich dabei ab und bilden in freier Bewegung im hinteren Bogengang eine Art Pfropf, der dort zu einer beinahe vollständigen Blockade des Lumen (Innenraum von Hohlorganen) führt. Durch eine zügige Kopflagerung, kann der Pfropf auf die gegenüberliegende Seite und aus dem Bogengang heraus bewegt werden. Dies führt dann zu den typischen Symptomen.